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Tecklenburger Pfingstgala 2015 überzeugte erst im zweiten Teil

Tecklenburger Pfingstgala 2015 überzeugte erst im zweiten Teil
Es kann nicht immer perfekt sein und wenn sich ein Publikum erst einmal an grandiose Galas zu Pfingsten in der Tecklenburger Burgruine gewöhnt hat, liegt die Messlatte bekanntlich hoch. In diesem Jahr standen alle Vorzeichen gut: Ein neuer Rekord an Solisten, regenfreies Wetter und wie gewohnt ein ausverkaufter Zuschauerraum hätten die Pfingstgala auch im Jahr 2015 zum Highlight avancieren können, doch der erste Teil, der bekanntlich ausschließlich aus Musicalsongs besteht, bot wenig Abwechlsung und nur zwei Duette. Der zweite Teil mit Pop-Songs hingegen brachte nicht nur die Stimmung, sondern auch das Publikum nach oben.

Zehn Solisten und ein special guest - das ist neuer Rekord bei der Pfingstgala der FreilichtSpiele Tecklenburg. Gleichzeitig ist die Anzahl aber auch das Problem der diesjährigen Show, denn nach dem Gruppensong "Yes" aus DIRTY DANCING sollte jeder Protagonist einmal solo das Publikum von sich überzeugen, wobei die Titelwahl recht eintönig und langsam war: Es sangen Patricia Meeden ("Maybe this time" aus CABARET), Kasper Holmboe ("Morning in Atlantis" aus ATLANTIS), Maxine Kazis ("Vergiss mich nie" aus ROMEO & JULIA), Gino Emnes ("Circle of Life" aus DER KÖNIG DER LÖWEN), Sascha Krebs ("Corner of the sky" aus PIPPIN), Drew Sarich ("Bring him home" aus LES MISERABLES), Armin Kahl ("Allmächtig" aus GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN), Kevin Tarte ("Bis du wieder singst" aus LIEBE STIRBT NIE), Roberta Valentini ("One night only" aus DREAMGIRLS), Alexander Klaws ("Eye of the tiger" aus ROCKY), worauf die beiden Duette von Armin Kahl mit Maxine Kazis (“A love we’ll never live” aus ZORRO) und Sascha Krebs mit Roberta Valentini (“I want it all” aus WE WILL ROCK YOU) folgten, bevor der Gruppensong "All night long" aus MOTOWN die Pause einläutete. Sicherlich ist zu loben, dass auch unbekanntere Musicals den Weg in die Gala gefunden haben, doch die insgesamte Liedauswahl des ersten Teils hätte abwechslungsreicher sein können, da erst nach über einer Stunde Songs schneller und das Publikum dadurch aktiver wurde. Von den beiden Hauptproduktionen der diesjährigen Saison CATS und ZORRO wurde nur aus dem letzten Werk ein Titel präsentiert. Vermutlich weil trotz hoher Solistenanzahl nur der Erzähler aus CATS an diesem Abend auf der Bühne stand.

"Im zweiten Teil lassen wir es ordentlich krachen", betonte Sascha Krebs, der neben Intendant Radulf Beuleke als zweiter Moderator diente, hielt sein Versprechen und bat Überraschnungsgast Michael Voss auf die Bühne, der sich unter Anderem durch seine Band "Mad Max", aber auch durch zahlreiche Engagements als Gitarrist bekannter Stars einen Namen gemacht hat. Mit "Whatever you want" von Status Quo heizte er dem bis dato entspannten Publikum ordentlich ein. Es folgten Kasper Holmboe ("Meine Lady" von Tom Jones) und Armin Kahl ("Amoi seg' ma uns wieder" von Andreas Gabalier) und ein spannendes Duell der Rockstimmen zwischen Gino Emnes und Drew Sarich ("Another way to die" von Jack White & Alicia Keys). Maxine Kazis begeisterte mit Andreas Bourani’s "Auf anderen Wegen", bevor Gino Emnes ("Sir Duke" von Stevie Wonder) und Drew Sarich ("Oh Darling" von The Beatles) noch einmal einzeln auftraten und das Mikro anschließend wieder an special guest Michael Voss ("Purple rain" von Prince) übergaben, der das Publikum weiter animierte. Nach großem Applaus kam dann Kevin Tarte auf die Bühne gestürmt und schrie "Ich will diese Mauer da einreißen!", und gab David Hasselhoff's "I've been looking for freedom" zum Besten. Die zwar in Nürnberg geborene, aber italienische Staatsbürgerin Roberta Valentini bewies mit "America" von Gianna Nannini das italienisches Blut in ihren Adern fließt. Es folgten Patricia Meeden ("Happy" von Pharell Williams), Alexander Klaws ("Beautiful Day" von U2) und Sascha Krebs ("Come on Eileen" von Dexys Midnight Runners), worauf die Gruppensongs "Auf uns" von Andreas Bourani und die Zugabe "Heroes" von David Bowie den Abend noch stimmungsvoll ausklingen ließen.

Nach einem eintönigen ersten Teil mit deutlichem Männerüberschuss konnten die zehn Musicalstars und special guest Michael Voss im zweiten Teil die Burgruine der FreilichtSpiele Tecklenburg noch gut einheizen. Bei den letzten sieben Songs stand das Publikum der diesjährigen Pfingstgala fast ausnahmslos und spendierte den Sängerinnen und Sängern rhythmische Unterstützung und großen Beifall. Eine ausgewogenere Mischung aus gefühlvollen Balladen und stimmungsvollen Titeln in beiden Teilen hätte der Veranstaltung insgesamt aber ein besseres Gleichgewicht gegeben, denn eines ist Musical nicht: eintönig.