Skip to main content

Zeitlos und grandios: MISS SAIGON in Köln

Seit dem 22. Januar ist das in Deutschland ausschließlich von 1994-99 in Stuttgart aufgeführte Musical MISS SAIGON von Claude-Michel Schönberg und Alain Boublil endlich wieder in Deutschland zu erleben. Mehr BB-Entertainment zeigt die Neuproduktion von Cameron Mackintosh in englischer Sprache und bringt damit musicalradio an seinen tatsächlichen Ursprung zurück.


Vor unserem Sendestart 2011 gab es neben Theaterbesuchen auch schon viele Aufnahmen zu entdecken. Mein allererster Musicalkontakt fand tatsächlich Ende der 90er-Jahre in Form einer CD statt. Mein Bruder besuchte sein erstes Musical und schwärmte vom Theatererlebnis bei MISS SAIGON in Stuttgart. Die dramatische Geschichte und mitreißenden Melodien faszinierten mich als Teenager der 90er, die signifikant für andere Genres standen. Ich hätte damals nie gedacht, dass 20 Jahre vergehen müssen, bis auch ich die bewegende Geschichte in Deutschland selbst erleben darf. Dem 25-jährigen Jubiläum im Jahr 2014 ist es zu verdanken, dass die Mackintosh-Produktion mit ihrem neuen Bühnendesign nicht nur im Kino und anschließend auf DVD, sondern nun auch im Musical Dome Köln zu sehen ist.

Die Handlung beginnt 1975 im Vietnamkrieg. Der amerikanische Soldat Chris (Ashley Gilmour) lernt die junge Vietnamesin Kim (Sooha Kim) im Nachtclub „Dreamland“ des so genannten Engineers (Christian Rey Marbella) kennen. Aus der von seinem Kameraden John (Ryan O’Gorman) bezahlten Nacht entsteht Liebe. Als der Vietcong Saigon übernimmt, flieht Chris mit dem letzten Hubschrauber der Marine und muss Kim zurücklassen. Diese gebärt kurz darauf ein Kind von ihm. Drei Jahre vergehen bis sich ihre Wege in Bangkok kreuzen und Chris, der sich inzwischen ein neues Leben aufgebaut hat, von seinem Sohn erfährt.

Auch wenn sich obige Zeilen zunächst wie eine vorhersehbare Liebesgeschichte lesen, so ist MISS SAIGON weit weg davon. So unvorhersehbar wie ein gewaltvoller Krieg ist, so ist auch die Handlung. 40 Jahre nach den Geschehnissen wird die Welt nicht von sinnlosen Kriegen verschont. Ausgetragen werden diese wie auch im Musical auf den Rücken derer, die am wenigsten Schuld tragen. MISS SAIGON erweckt diese Emotionen, reißt mit und betrübt zugleich - dank der professionellen Darsteller. Allen voran die Koreanerin Sooha Kim, die die Hauptrolle als einzige schon in englischer und japanischer Sprache verkörperte. Ihre Erfahrung zeigt sich in bemerkenswertem Schauspiel von der unterwürfigen Bardame bis hin zur ums Überleben kämpfenden Mutter. Auch Ashley Gilmour (als Chris) und Ryan O’Gorman (als John) spielen ihre zu aktiven Zeiten überheblichen und später vom Krieg gezeichneten Rollen als Soldaten authentisch. "The Engineer" Christian Rey Marbella musterte sich ohne Sprachbarrieren und gekonnt selbstironisch schnell zum Publikumsliebling. Insgesamt überzeugt die Produktion mit 38 mitunter auch bekannten Darstellern auf ganzer Linie. Auch das 15-köpfige Orchester beeindruckt mit kraftvollem Sound und ungewöhnlichen, asiatischen Instrumenten.

Es muss nicht immer Deutsch sein. Ein Untertitel an den Außenseiten der Bühnen hilft bei schnellen Handlungen jedes Wort zu verstehen. Und gerade weil MISS SAIGON viel zu selten aufgeführt wurde, ist ein Besuch im Musical Dome Köln unbedingt zu empfehlen, denn Boublil & Schönberg’s Werk ist sowohl zeitlos, als auch grandios und damit nicht weniger als eines der besten Musicals aller Zeiten.


Fotos: Johan Persson



Medien

Youtube Vorschau - Video ID T2DBjnz29cIDurch Klicken werden externe Inhalte geladen und die Google-Datenschutzerklärung akzeptiert.