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DER SCHLÜSSEL in Duisburg stellt Großproduktionen in den Schatten

Am gestrigen Freitag fand in der Rheinhausenhalle Duisburg die Premiere des neuen „Mysticals“ DER SCHLÜSSEL des Musicalvereins PRO-YOU e.V. statt. Der gemeinnützige Verein hat es sich seit 2007 zur Aufgabe gemacht Darsteller- und Kreativtalente zu entdecken und zu fördern. Was nun nach Amateuren klingt, übertrifft bei der Umsetzung des eigenen Musicalwerkes DER SCHLÜSSEL jegliche Vorstellungskraft einer Amateur-Produktion. Mit tollen Stimmen, beeindruckendem Bühnenbild, perfektem Licht und nicht zuletzt einer spürbaren, unfassbar großen Leidenschaft stellt der Verein Großproduktionen mit hohem Budget eindrucksvoll in den Schatten.


Die Fantasygeschichte spielt im 18. Jahrhundert. Lilly Clé (Nicole Kuhnke) ist 14 Jahre alt und lebt als Waisenkind in einem Heim in England. Sie erfährt von der Existenz ihrer Tante Sylvia (Anika Ehlers) und ihres Onkels Victor (Dennis Schäfer) und zieht in das Schloss ihren wohlhabenden Verwandten in Frankreich ein. Das Verhältnis ist kaltherzig, doch Lilly findet mit dem Gärtner Pete (Sebastian Ivartnik), der Köchin Margreth (Sonja Röhricht) und ihrer Gouvernante Sarah (Sonja Alefs) schnell neue Freunde. Als sie mit einem Schlüssel eine Tür in die Welt Argonans öffnet, beginnt für Lilly und ihre Freunde Pete, Margreth und Sarah ein Abenteuer, bei dem laut einer Prophezeiung nur Lilly die Fabelwesenvölker der Momperi, Eyda und Satyre vor dem bösen Bazriel (Dennis Schäfer) und seinen Untertanen Nereide, den Nächtlern und Niphren beschützen kann.

Schon zu Beginn zeigt sich die Kreativität des Stückes. Während das Publikum die Plätze aufsucht, ist Lilly mit anderen Waisenkindern im Heim zu sehen. Tage vergehen, in denen die Kinder Kissenschlacht spielen, beten und schlafen. Im ersten Akt sind anschließend große und beeindruckende Bühnenbilder zu sehen, die gepaart mit perfekt gesetztem Licht das Gespür vermitteln, dass man sich an einem renommierten Theater befindet. Vier Jahre lang haben die über 100 Vereinsmitglieder an den selbst entworfenen Bühnenbildern gearbeitet, die durch ihre Details überzeugen. Ebengleiche Detailverliebtheit wurde den zahlreichen, selbst geschneiderten Kostümen entgegen gebracht. Teilweise von Hand wurden bis zu 200 Arbeitsstunden pro Kleid investiert, um die Zeit des 18. Jahrhunderts, aber auch die zahlreichen Fabelwesen, die ab Ende des 1. Aktes die Geschichte in Fantasiewelten trägt, eindrucksvoll darzustellen.

Inspiriert durch Fantasyliteratur wurden verschiedene Völker auf der Bühne zum Leben erweckt. Zu den friedlichen zählen jene der elbenähnlichen, naturverbundenen Eyda, der großen und starken Satyre, sowie der mausähnlichen, kleinen, aber dennoch mutigen Momperi. Dem bösen Bazriel untertänig sind neben seiner rechten Hand Nereide die von ihm erschaffenen Nächtler mit Flügeln, zotteliger Mähne und langen Krallen, sowie die mit Bäumen verwachsenen Niphren, die durch ihren Gesang ihre Opfer in einen tiefen Schlaf versetzen.

Die Leistung der Darsteller ist überwältigend. Jeder einzelne Protagonist überzeugt mit professionellem Gesang, gutem Schauspiel und einer spürbaren Hingabe zum Musical. Besonders die 22-jährige Nicole Kuhnke fasziniert durch ihre Verbundenheit zur Hauptrolle „Lilly“ und vergießt in den Schlussszenen echte Tränen, die auch das ein oder andere Auge beim Publikum nicht trocken lassen. Sebastian Modrow (Kerberos) und die Niphren Carina Kallenberg, Christin Funke und Nicole Scharte präsentieren ihre großen Fabelwesen stolperfrei auf Stelzen. Ebenso hervorzuheben sind die Autoren Sebastian Ivartnik und Benjamin Hübbertz-Ivartnik selbst, die als Gärtner Pete und Momp vollends überzeugen und vielleicht auch dadurch die unfassbar große und ausnahmslos spürbare Leidenschaft im gesamten Ensemble in der siebenjährigen Entstehungszeit entfachten.

Diese Leidenschaft vermisst man mitunter in Großproduktionen, wodurch wir mit unserer Überschrift klar signalisieren möchten, dass auch Amateure zu professionellen Höchstleistungen im Stande sind und sogar übertreffen können, wenn das Herz so für Musicals brennt, wie beim Musicalverein PRO-YOU e.V. in Duisburg. Eine solch starke Einheit und diesen Willen ein eigenes Musical mit kleinsten Mitteln, unvorstellbarem Zeitaufwand und einer solchen Präzision für Details über für Amateure stets größer werdende Hürden zu einer solchen Perfektion zu tragen haben  wir zuvor noch nicht erlebt.

DER SCHLÜSSEL hat das Premierenpublikum in Duisburg so emotional erreicht, dass sich die Darsteller bereits im Schlusslied nach einem kurzen Moment der Dunkelheit über stehende Ovationen freuen konnten, deren nicht enden wollende Applaus gezeigt hat, dass diese Premiere magisch war.


Nur sechs Vorstellungen bis zum 26.10.2014!
Weitere Informationen unter: der-schluessel-musical.de



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