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ZORRO startet spektakulär in Tecklenburg

Das Musical ZORRO mit der Flamenco-stilisierten Musik der Gipsy Kings hat am Samstag seine Deutschlandpremiere bei den FreilichtSpielen Tecklenburg gefeiert. Die hohen Erwartungen zur deutschsprachigen Erstaufführung haben die Verantwortlichen mit herausragendem Cast und einigen Überraschungseffekten fulminant übertroffen und beweisen mit der Wahl des Musicals wieder einmal ein goldenes Händchen für erstklassige Unterhaltung.

Die Geschichte des „Zorro“ (spanisches Wort für „Fuchs“) begann im Jahr 1919 als Johnston McCulley mit dem Buch „The Curse of Capistrano“ (deutsch: „Der Fluch von Capistrano“) jenen Helden erschuf, der in Spanien für Gerechtigkeit sorgte und seinen Gegnern ein Z für „Zorro“ auf den Leib ritzte. Es folgten weitere Bücher, Kurzgeschichten und zahlreiche Verfilmungen. Darunter auch die bekanntesten „Die Maske des Zorro“ und „Die Legende des Zorro“, bei denen Antonio Banderas in der Titelrolle 1998 und 2005 weltweit die Kinokassen klingeln ließ. Kurz vor den Kinoerfolgen wurde im Jahr 1997 mit „Z – The Masked Musical of Zorro“ das erste Musical zum Originalroman aufgeführt, welches 2013 bei den Clingenburg Festspielen auch in Deutschland aufgeführt wurde.

Die am Samstag in Tecklenburg aufgeführte Adaption „Zorro“ debütierte 2008 im Congress Theatre in Eastbourne und zog anschließend für neun Monate ins Londoner West End. Es folgten Aufführungen in zahlreichen weiteren Ländern, zu denen Deutschland ab sofort glücklicherweise hinzugezählt werden darf, denn ZORRO ist erfrischend anders und äußerst unterhaltend. Die Musicaladaption basiert dabei nicht auf dem Originalroman, sondern auf der Sichtweise des Helden vor seiner Wandlung. Die chilenische Autorin Isabel Allende verfasste 2005 mit „El Zorro: Comienza la leyenda“ (deutsch: „Zorro: Die Legende beginnt“) den Weg vom Menschen Diego zum Mann mit der Maske „Zorro“ (Armin Kahl). Früh von seinem Bruder Ramon (Kasper Holmboe) getrennt, sollte sein Weg zum Studium nach Spanien in die Fußstapfen seines Vaters Don Alejandro (Reinhard Brussmann) gehen. Damit war sein älterer Bruder überhaupt nicht einverstanden und sah sich selbst als zukünftigen Alkalden von Südkalifornien. Diego verlässt das Land, um auf Wunsch des Vaters den vorgeschrieben Weg zu gehen, entscheidet sich aber schnell für ein Leben bei den Gipsys, einer Zigeunergruppe, die ihren Lebensunterhalt mit Straßentheater bestreitet. Er verliebt sich in deren Anführerin Inez (Patricia Meeden), die die Liebe erwiedert und verlebt mit der Gruppe 10 Jahre in den Straßen Spaniens. Als Luisa (Maxine Kazis) - eine Freundin aus Kindertagen -  ihn in Spanien entdeckt und vom Tod des Vaters berichtet, fordert sie ihn auf heimzukehren, da Ramon die Macht an sich gerissen hatte und begann das Volk zu tyrannisieren. Diego entscheidet sich Luisa zu unterstützen, Inez und die Gipsy Kings folgen den beiden. Um seiner Heimat zu helfen verkleidet sich Diego mit einem Umhang und einer Maske und wird zu „Zorro“, dem mutigen Helden und ausgezeichneten Kämpfer, der fortan Ramon immer einen Schritt voraus ist. Als er sich dann auch noch in Luisa verliebt und Geheimnissen seines Bruders auf die Spur kommt, gibt er sich bald zu erkennen.

Die FreilichtSpiele Tecklenburg beweisen mit der Wahl des Musicals wieder einmal eine hervorragende Wahl. Das hierzulande noch unbekannte Werk überzeugt mit unterhaltsamer Geschichte und viel Witz. Die Flamenco-Musik der Gipsy Kings zieht die Besucher schon zu Beginn mit „Baila Me“ in den Bann und vermittelt spanische Mentalität. Weitere bekannte Hits wie „Bamboleo“ oder „Freedom“ hatten im Publikum zahlreiche Fans. Vielmehr steht aber die fantastische Arbeit von Kati Heidebrecht im Vordergrund, die die Bühne der Burgruine mit einem gewohnt großen Ensemble unter der Regie von Ulrich Wiggers füllt und mit mitreißenden Choreographien zum Leben erweckt. Bei der Kostümwahl legten die Verantwortlichen viel Wert auf Authentizität, weniger authentisch war das Schüsse für Freilichtbühnen und auch Tecklenburg untypischerweise vom Band kamen. Dafür wurde das Publikum in anderen Momenten sehr überrascht: Erstmalig hangelt sich ein Titelheld vom rechten Tor herunter oder rast mit einer Seilwinde quer die Bühne hinab. Das geritzte „Z“ wurde mittels Zündschnur zeitgleich groß dargestellt und die Seitenbühne zweistöckig umgebaut. Das 16-köpfige Orchester unter der Leitung von Klaus Hillebrecht überzeugte ebenfalls auf ganzer Linie und mit großer Gitarrenauswahl.

Auch die Besetzung ist ausnahmslos brillant. Die Rolle der „Inez“ scheint Patricia Meeden auf den Leib geschrieben worden zu sein. Schauspielerisch, optisch und insbesondere gesanglich durch flamenco-typische Phrasierungen reißt sie das Publikum stets mit. Auch der Titelheld Zorro, der sich mitunter als „Diego“ selbst zum Narren macht, wird von Armin Kahl meisterhaft, authentisch und körperlich absolut fit präsentiert. Kasper Holmboe als machtsüchtiger „Ramon“ überzeugte durch starke Präsenz, die das Publikum beim Schlussapplaus stark honorierte und Maxine Kazis als „Luisa“ feierte eine gelungene Premiere bei den FreilichtSpielen. Von der Nebenrolle zum Publikumsliebling konnte sich Benjamin Eberling avancieren, der sich als „Garcia“, einem treuen Diener des Alkalden langsam gegen den Mächtigen auflehnt und mit viel Witz und Selbstironie für Unterhaltung sorgt.

ZORRO ist abschließend ein gelungenes, frisches und überzeugendes Werk, das mit der Musik der Gipsy Kings und einer unterhaltsamen Geschichte das Prädikat „sehenswert“ verdient und im charmanten Tecklenburg eine perfekte Premiere erlebt hat.


Titelbild: Ulrich Niedenzu
Bildergalerie: Stefan Grothus, Ulrich Niedenzu


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