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Umsetzung auf höchstem Niveau: GHOST in Frankfurt

Umsetzung auf höchstem Niveau: GHOST in Frankfurt

Am 15. November feierte das Musical GHOST in Frankfurt seine (englischsprachige) Premiere in Deutschland und beweist mit einem hervorragenden Ensemble im English Theatre Frankfurt, dass das Musical zum Film „Ghost – Nachricht von Sam“ riesige LED-Leinwände wie in bisherigen Inszenierungen überhaupt nicht nötig hat. Im Gegenteil: Auf der kleinen Bühne des English Theatre Frankfurt kann die berührende Geschichte die 290 Zuschauer durch das perfekte Schauspiel in authentischer Umgebung viel stärker in seinen Bann ziehen.


Die Geschichte des Filmes von 1990 wird nahezu identisch wiedergegeben. Das Paar Molly Jensen (Hannah Grover) und Sam Wheat (John Addison) führt ein perfektes Leben und zieht gerade zusammen. Als sich die Künstlerin und der Bänker eines Abends auf dem Rückweg von einem Theaterbesuch befinden, werden sie überfallen. Sam wird dabei von dem Räuber Willie Lopez (Marios Nicolaides) angeschossen und ist sofort tot. Sam befindet sich aber in einer Zwischenwelt und versucht vergeblich zu Molly Kontakt aufzunehmen. Als er seinen Mörder verfolgt, möchte er, dass dieser bestraft wird. Zufällig trifft er die Hellseherin Oda Mae Brown (Claudia Kariuki), die sich bis dahin zwar als Medium ausgab, um sich an ihren Kunden zu bereichern, erst jetzt aber Sam’s Stimme und damit die eines Toten hören kann. Sam versucht über das eigensinnige Medium Kontakt zu Molly aufzunehmen und seinen Mord aufzuklären, stößt dabei aber auf schockierende Tatsachen.

Der Film „Ghost – Nachricht von Sam“ feierte große Erfolge. Demi Moore und Patrick Swayze setzten einen weiteren Meilenstein in ihren Filmografien, Bruce Joel Rubin gewann den begehrten Oscar für das Drehbuch und der Film selbst einen Golden Globe als „bester Film Komödie/Musical“. Whoopi Goldberg gewann als Hellseherin Oda Mae Brown den Oscar, Golden Globe und BAFTA Award als beste Nebendarstellerin. Der Film gehört zu den absoluten Klassikern und ist Bestandteil nahezu jeder Video- oder DVD-Sammlung. Das eine Musicalfassung so lange auf sich warten ließ, scheint unverständlich, doch das Warten hat sich mehr als gelohnt.

Die Weltpremiere fand im März 2011 im Manchester Opera House statt und zog am 19. Juli desselben Jahres ins West End. Nach nur 500 Vorstellungen endete GHOST in London und zog im April 2012 zum Broadway, wobei die Hauptrollen Sam & Molly weiterhin von Richard Fleeshman und Caissie Levy dargeboten wurden. Auch hier kam es nur zu wenigen Vorstellungen, so dass trotz einiger Optimierungen im August 2012 nach nur 136 Vorstellungen GHOST auch hier vorerst endete. Seit April 2013 tourte das Musical dann durch England, Amerika, Südkorea und Italien und ist derzeit in Ungarn, Tschechien auf den Philippinen und endlich auch in Deutschland zu sehen.

Adam Penford und Tim McQuillen standen dabei vor einer großen Herausforderung. Entgegen der großen Technikinszenierungen auf den großen Bühnen mussten der Regisseur und der Bühnenbildner viel Kreativität beweisen, da einige schnelle Szenenwechsel gefordert waren. So werden viele der 12 Ensemblemitglieder auf der Straße, in der Bank oder der U-Bahn zu wichtigen Helfern, um durch das Setzen diverser Requisiten neue Orte auferstehen zu lassen. Dabei ist es Duncan McLean durch pfiffige Videoprojektionen zu verdanken, dass die Orte schnell klar werden. Auf der Straße sieht man den jeweiligen Namen an der Hauswand, in der Bank laufen unzählige Börsenkurse über Laufschriften und die U-Bahn wird durch eine Projektion zur Fahrt bewegt.

Die Illusion das Sam als Geist dem Geschehen beiwohnt ist Choreograph Lee Proud zu verdanken. Das Ensemble spielt perfekt um Sam herum. Dabei kann er noch so laut rufen und den Anwesenden direkt ins Gesicht blicken, niemand verzieht eine Miene. Dabei zeigt sich die hochprofessionelle Schauspielkunst aller Beteiligten. Wie auch im Film schafft es dabei die Rolle der Oda Mae Brown die vermeintliche Liebesgeschichte ordentlich aufzuwirbeln. Der selbstbewusste, impulsive und äußerst witzige Charakter wird von der erst 24-jährigen Darstellerin Claudia Kariuki perfekt umgesetzt, was das Publikum mit frenetischem Applaus stark belohnt. Es hat den Eindruck als schien in ihren Adern  Whoopi Goldberg’s Blut zu fließen. Aber auch das Dreiergespann Sam, Molly und deren Freund Carl (Aaron Sidwell) harmoniert bestens auf der Bühne. Der Ohrwurm „Suspend my disbelief – I had a life“ beweist die großartigen Stimmfarben der drei Hauptrollen und wird von einer kraftvollen achtköpfigen Band unter der Leitung von Ralph Abelein mitreißend unterstützt. Neben dem aus dem Film hervorgegangenen Welthit „Unchained melody“ der Righteous Brothers prägen zahlreiche moderne Musikstücke das Musical. An diesen war unter anderem Eurythmics-Sänger Dave Stewart beteiligt. Insbesondere hervorzuheben ist „With you“, eine traurige Ballade, in der Molly (Hannah Grover) mit unfassbarem Gefühl und Tränen in den Augen in wenigen Sekunden selbigen Effekt beim Publikum erzielen kann. Die wunderschöne Musik lässt den Welthit „Unchained melody“ dabei glücklicherweise nur zu einem Nebentitel werden.
 
Zudem hervorzuheben ist das Theater selbst, das mit 290 Sitzen und hohem Reihenversatz einen sehr guten Blick mit guter Akustik auf das Geschehen bietet.

GHOST ist ein beeindruckendes und ergreifendes Musical, das in englischer Originalsprache am English Theatre Frankfurt nicht zuletzt durch das reduzierte Bühnenbild gepaart mit herausragender Cast und wunderschöner Musik überzeugt. Wer der englischen Sprache nicht allzu mächtig ist, kann der Handlung durch die starke Nähe zum Film nach einem vorherigen DVD-Abend mühelos folgen.

GHOST spielt noch bis zum 29. März 2015. Auch wenn die Zeitspanne noch hoch erscheint, sollte man frühzeitig Tickets sichern, da der zurecht nicht enden wollende Applaus und die Begeisterung in den Gesichtern der Zuschauer bei günstigen Eintrittspreisen bis maximal 50 Euro viele Besucher noch häufiger in die Vorstellungen locken werden. Uns eingeschlossen.



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