Diese Seite drucken

Lindenberg und die DDR

Rockstar präsentiert Musical und ARD-Dokumentation über deutsch-deutsche Geschichte

Berlin (dapd-bln). Rockstar Udo Lindenberg arbeitet sein Verhältnis zur DDR auf: Am 13. Januar feiert sein Musical "Hinterm Horizont" über selbst erlebte deutsch-deutsche Geschichte in Berlin Weltpremiere, am späten Abend (23.30 Uhr) präsentiert die ARD die Dokumentation "Die Akte Lindenberg: Udo und die DDR". Die 60-minütige Dokumentation von Reinhold Beckmann und Falko Korth zeigt Lindenbergs acht Jahre dauernden Kampf für ein Konzert in der DDR, bis er schließlich am 25. Oktober 1983 auf der Bühne im Palast der Republik stand.

Am Dienstag stellte der mittlerweile 64-Jährige den Film in Berlin vor. Es seien viele Dinge zutage gefördert worden, von denen er nichts gewusst habe, beispielsweise die extreme Überwachung durch die Stasi oder die zahlreichen Festnahmen von Fans vor dem Palast der Republik an diesem Tag, erzählte Lindenberg mit seiner typisch näselnden Stimme. Von den DDR-Oberen benutzt gefühlt habe er sich damals aber nicht. Vielmehr habe er für die Menschen in der DDR, seine Fans, auftreten wollen. Ihm sei zugesagt worden, dass sein Auftritt - Lindenberg spielte damals vier Lieder - unzensiert im Fernsehen gezeigt werde.

Zudem habe er einen "dicken Vertrag" für eine anschließende Konzerttournee durch die DDR gehabt, sagte Lindenberg. Dass dieser dann vier Monate später gebrochen worden sei, sei eine "wahnsinnige Enttäuschung" gewesen. In der DDR habe "die Angst in der Luft" gelegen. Die Verantwortlichen hätten sich vor der Rock'n'Roll-Welt gefürchtet.

Beckmann begleitete Lindenberg 1983 als Kamera-Assistent eines ARD-Teams nach Ost-Berlin. Mit Hilfe von Stasi-Akten sowie Interviews mit beteiligten früheren DDR-Offiziellen oder Zeitzeugen werden Zusammenhänge und Hintergründe von damals rekonstruiert. Gezeigt werden die "wahren" Fans vor dem Palast der Republik und die Schikanen durch die Stasi, denen sie ausgesetzt waren.

Währenddessen trat Lindenberg bei einem Friedenskonzert im Saal vor ausgewählten Parteifunktionären und FDJ-Mitgliedern auf. Den Hit "Sonderzug nach Pankow", in dem er den DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker verhohnepipelt, trug er aber nicht vor. Dazu habe er keine Veranlassung gehabt, da er ja habe auftreten dürfen, erklärt er in der Dokumentation.

Der Film sei ein Stück Zeitgeschichte, meinte Lindenberg. Gerade für die jungen Leute sei er wichtig, weil diese dächten, "Honecker ist eine Knackwurstfirma".

Auf die Premiere des Musicals im Theater am Potsdamer Platz freue er sich total, sagte Lindenberg. Im Mittelpunkt stehe eine selbst erlebte "East-Side-Story", die er bereits in seinem Song "Mädchen aus Ostberlin" verarbeitete. Anfang der 70er Jahre habe er bei einem Besuch in Ost-Berlin eine Romanze erlebt und nicht verstehen können, das Land um Mitternacht wieder verlassen zu müssen, erklärte Lindenberg die Motivation für den Song.

Er habe das Mädchen auch zur Premiere eingeladen, glaube aber nicht, dass sie komme, sagte Lindenberg. Sie sei ein bisschen scheu. Vielleicht werde sie später kommen, gut getarnt, "vielleicht mit Burka".



Medien