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Großes Gag- und Kostümfeuerwerk: SPAMALOT in Tecklenburg

Musicals sind vielseitig und bedienen unterschiedlichste Geschmäcker. Bei den FreilichtSpielen Tecklenburg setzt man daher bewusst jedes Jahr auf ein anspruchsvoll dramatisches und ein unterhaltsam lustiges Werk. In diesem Jahr schaffen LES MISERABLES und SPAMALOT die wohl konträrste Spielzeit. Alles, was Werke wie LES MISERABLES mühsam erarbeiten, führt SPAMALOT in zwei Stunden ad absurdum. Passt britischer Humor zum deutschen Musical-Publikum?


Von 1969 bis 1974 drehten sechs von der BBC entdeckte Studenten 45 Folgen der Comedy-Fernsehserie „Monty Python’s Flying Circus“. Mit ihrem abstrakten und skurrilen Humor bildeten sie schnell weltweit eine große Fangemeinde. Es folgten CDs, Bücher und Kinofilme. 1975 erschien mit „Die Ritter der Kokosnuss“ (Monty Python and the Holy Grail) eine Parodie auf die Sage um König Arthus. 2005 wurde die Handlung durch Musik, weitere Sketche und zahlreiche Seitenhiebe auf das Genre zu einem Musical adaptiert. Seit 2009 ließen schon einige deutsche Spielstätten die Ritter auf das Publikum los. Doch worum geht es eigentlich?

Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben, denn wie die Comedy-Truppe so ist auch das Musical chaotisch: König Arthus (Frank Winkels) ist König der Briten und erhält eine göttliche Aufgabe. Er soll den heiligen Gral finden. Hierzu stellt er eine eigene Tafelrunde zusammen, der sich die neuen Ritter Robin (Thomas Hohler), Lancelot (Mathias Meffert), Galahad (Florian Soyka) und Bedevere (Gerben Grimmius) anschließen. Briten kennt in diesem Mittelalter niemand und so werden sie bei ihrer Suche durch die Länder stetig verspottet. Plötzlich trennt sich die Gruppe, um eigenen Aufgaben nachzugehen. Artus befindet sich mit seinem Pferd Patsy (Robert Mayer) in einem teuren Wald, Sir Robin trifft auf einen geisteskranken Ritter (Florian Soyka), Sir Lancelot rettet Sarah bzw. Herbert (Nicolai Schwab) aus den Fängen eines bekannten Musicalschlosses und doch finden sich alle wieder. Mal im Wald, mal im Las Vegas des Mittelalters oder am Broadway. So ganz durchblicken kann hier niemand und das ist auch der große Spaß.

MONTY PYTHON’S SPAMALOT ist ein Frontalangriff auf die Lachmuskeln, der musikalisch dargeboten auch absolut gelingt. Sicherlich muss man sich auf den britischen Humor zunächst einlassen, aber selbst der mürrischste Besucher kann sich spätestens zum zweiten Akt nicht mehr gegen das Bedürfnis lauthals mitzulachen wehren. Hierzu ist es notwendig, dass die Darsteller ihre Rollen ohne Scheu annehmen und das gelingt den zehn Hauptdarstellern, die in unglaubliche 24 Rollen schlüpfen, mit Bravur. Es ist unmöglich hier einzelne Darsteller hervorzuheben, da ihre Leistungen ausnahmslos auf gleich perfektem Niveau dargeboten wurden. Lediglich durch ihren Gesang fällt Femke Soetenga als „Fee aus dem See“ auf, da ihre Stimme alle Variationen des Gesangs übertrieben darstellen muss. Diese schwierige Aufgabe löst Soetenga meisterlich.

Neben einem Gag-Feuerwerk bringt SPAMALOT aber auch verdient das zwölfköpfige Ensemble in den Mittelpunkt. Mit überspitzten Choreographien (Kati Heidebrecht) und einer unzählbaren Menge an liebevoll gestalteten Kostümen (Karin Alberti) fordert dieses Werk auf und hinter der Bühne allen Beteiligten enorm viel Kraft ab. Auch bei dem 17-köpfigen Orchester, das dem chaotischen Strang in Perfektion folgt. Die Anstrengung lässt sich hier niemand anmerken und so führt auch die größte Blödelei zum perfekten Abend. Umso ungerechter ist die Tatsache, dass der große Zuschauerraum nur halb gefüllt war. Das ließ sich das begeisterte Publikum aber nicht anmerken und spendete einen füllenden und dankbaren Applaus.

MONTY PYTHON’s SPAMALOT ist ein Musical und ein höchst unterhaltendes noch dazu. Es lässt den Besucher den Alltag vergessen, garantiert Freudentränen und nimmt insbesondere das Genre herrlich aufs Korn. Skepsis wird zum Lachkrampf und wer sich nicht auf dieses Werk einlässt, verpasst unzählige Anspielungen auf andere Werke, die wir so sehr mögen. Und gerade deshalb muss man auch SPAMALOT gesehen haben. Die FreilichtSpiele Tecklenburg bieten hierzu noch 16 Gelegenheiten bis zum 7. September 2018.


Fotonachweise: Heiner Schaeffer (Galerie 1-3), Holger Bulk (Galerie 4-10), Stephan Drewianka (Artikelbild, Galerie 10-18)



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