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Großer Spaß auf grünster Bühne in Tecklenburg mit SHREK

SHREK ist jiddisch und bedeutet übersetzt „Schrecken“. Als Namensgeber des grünen Ogers fand dieser durch den amerikanischen Cartoonist William Steig erstmals 1990 Beachtung. Das Kinderbuch des damals 82-jährigen Autors bildete die Grundlage für DreamWorks-Animationsfilm „Shrek – der tollkühne Held“, der mit seiner launischen Art schnell zum Kinohit avancierte. Sein Erschaffer verstarb 2003 im Alter von 95 Jahren, sein Held lebt weiter. Nach drei Fortsetzungen bekam das grüne Ungetüm mit harter Schale und weichem Kern 2008 ein eigenes Musical, das 2014 auch Deutschland erreichte. Nun hat der Oger eine neue Heimat gefunden, die sich perfekt ins Bühnenbild integriert: Die FreilichtSpiele Tecklenburg.

In der Märchenwelt herrscht Lord Farquaad (Robert Meyer). Ein äußerst kleiner und herrschsüchtiger Mensch, der Fabelwesen für abscheuliche Kreaturen hält, die in seinem Königreich nichts zu suchen haben. Daher verbannt er alle Fabelwesen, die nicht der menschlichen Norm entsprechen, aus seiner Stadt Duloc in ein Sumpfgebiet. Dieses wird aber einzig und allein vom großen, grünen und für Menschen furchteinflößenden Oger „Shrek“ (Tetje Mierendorf) bewohnt. Für Oger typisch wurde er bereits mit sieben Jahren aus dem Elternhaus gestoßen und lebte bis zum Aufeinandertreffen mit den zahlreichen Fabelwesen für sich allein. Entsprechend groß ist seine Abneigung neue Bewohner aufzunehmen. Also beschließt er Lord Farquaard zur Rede zu stellen und seinen Sumpf für sich allein zu beanspruchen. Die verängstigten Fabelwesen sehen in „Shrek“ ihre einzige Hoffnung ihr Schicksal zu ändern. Farquaard selbst ist ohne Königin kein richtiger König und beschließt Prinzessin Fiona (Roberta Valentini) zu heiraten. Diese wurde ebenfalls wie Shrek mit sieben Jahren aus dem Elternhaus gestoßen und lebte fortan eingesperrt in einem Turm, der von einem feuerspeienden Drachen (Jennifer Kohl) bewacht wird. Als Farquaard gerade per Los entscheiden möchte, wer die Prinzessin befreien soll, platzt Shrek in die Versammlung. Beide verhandeln, dass Shrek rechtmäßiger Eigentümer des Sumpfes wird, wenn er Fiona aus dem Turm befreit und dem Lord übergibt. Bei der Rettung wird er von Esel (Thomas Hohler) unterstützt, der ihm zwar gehörig auf die Nerven geht, ihm aber zugleich auch zeigt, dass unterschiedliche Wesen Gemeinsamkeiten haben und Freunde füreinander einstehen. Als Shrek und Fiona dann auch noch Gefühle füreinander entwickeln und ein Missverständnis beide trennt, eilt Shrek zum Traualtar, um Fiona vor dem größten Fehler ihres Leben zu retten. Das Ende überrascht alle Anwesenden.

SHREK ist ein erfolgreicher Angriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer. Über alle Altersklassen hinweg zünden die Witze und Darbietungen der schnell beliebten Charaktere, von denen nahezu jeder einen Lacher beim großen Publikum platzieren darf. Entgegen der 2014er Tour-Fassung finden sich in Tecklenburg viele kreative Persiflagen auf fremde Musical- und Filmrollen, die im Zusammenspiel mit einem gewohnt großen Ensemble und dem mit angrenzenden Bäumen verschmelzenden Bühnenbild (Susanna Buller) in der Kulisse der alten Burgruine eine völlig neue Musicalfassung erstrahlen lassen. Insbesondere die kreativen Choreographien von Kati Heidebrecht zaubern mit dutzenden Darstellern in abwechslungsreichen Kostümen von Karin Alberti  als Bäume, Sonnenblumen oder Mäuse ein herrliches Panorama, das man nur open air erleben kann. Musikalisch untermalt von zahlreichen Instrumentalisten unter der Leitung von Giorgio Radoja laufen bekannte Darsteller zur Höchstform auf.

Tetje Mierendorf glänzt als Titelfigur mit passender Sprechstimme und gekonntem Schauspiel, begleitet von Thomas Hohler, der als „Esel“ die dankbare Rolle gut ausfüllt. Fiona wird verkörpert von Roberta Valentini, die wieder einmal beweist, dass sie sich grüne Rollen gekonnt zu eigen macht. Das selbst ein Bösewicht wie Lord Farquaad das Publikum auf seine Seite ziehen kann, ist der dem Original sehr nahe kommenden Robert Meyer geschuldet, der die überzogene Aussprache des kleinen Herrschers, der für diese Größe im gesamten Stück auf Knien agieren muss, perfekt umsetzt. Das Musical funktioniert aber nicht ohne das große Ensemble, bei dem in der Tecklenburger Produktion wirklich jeder Charakter gut besetzt ist und sich schauspielerisch gekonnt in die jeweilige Handlung einfinden kann.

Das Musical ist „shreklich“ gut und von der ersten bis zur letzten Szene unterhaltsam. Bei den FreilichtSpielen Tecklenburg findet es erstklassige Voraussetzungen, um in neuem, grünen Licht zu erstrahlen. Wer gerne und viel lacht, sollte daher unbedingt eine der nächsten 20 Vorstellungen bis zum 27. August besuchen. Alternativ halten die FreilichtSpiele Tecklenburg ab dem 21. Juli auch das in Deutschland viel zu kurz aufgeführte Musical REBECCA bereit, dessen Besuch sich aus Erfahrung der stets anspruchsvollen Umsetzungen ebenfalls lohnen wird.


Fotonachweis: Titelbild und Bildergalerie-Fotos 1-9: Heiner Schäffer, Fotos 10-15: Andre Havergo, Fotos 16-26: Holger Bulk


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