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Mandy Grace Capristo

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Mandy Grace Capristo

Mit 21 fangen die Meisten gerade an, sich selbst zu finden. Mandy Capristo dagegen ist seit Jahren Profi, hat 4 Alben veröffentlicht und ihrer Familie mit 18 ein Haus gebaut. Mandy ist 21 – und weiß genau, wer sie ist.

Um zu verstehen, warum Mandy Capristo eine so außergewöhnliche junge Künstlerin ist, muss man ihre Vorgeschichte kennen. Und die besteht wahrlich nicht nur aus ihrer Karriere als ein Drittel der erfolgreichen Girlband Monrose. Tatsächlich beginnt ihre Geschichte schon zehn Jahre früher. Bereits mit sechs hängt das Herz der kleinen Mandy mehr an Ballett, Turnen, Tanzkursen und Klavierunterricht, als daran, mit ihren Freundinnen draußen zu spielen. Sie ist kein Außenseiter, aber verbringt ihre Zeit freiwillig und mit großer Begeisterung bei Training und Wettkämpfen. Bezeichnend ist die Szene, als ihre Mutter sie eines Tages balancierend auf einem Schrank im Kinderzimmer entdeckt. Wie selbstverständlich erklärt der Dreikäsehoch: „Wenn ich mal Sängerin werde, muss ich doch lernen, auf einer Bühne zu stehen." Die Mutter schmunzelt, aber das Mädchen meint es vollkommen ernst.

Allerdings vorerst hinter verschlossenen Türen. So entschlossen die kleine Mandy innerlich ist, so schüchtern ist sie, wenn es um öffentliche Auftritte geht. Ihre Gesangsperformances finden lange nur zu Hause statt, wenn sie in den Werbepausen Eltern und Bruder als Publikum rekrutiert – soll sie vor Fremden singen, dreht sie ihnen den Rücken zu. Deswegen meldet sie sich auch nicht, als ihr Chorleiter die Hauptrolle im Schulmusical zu vergeben hat. Es sind die anderen Kinder, die sie vorschlagen. Ihr Auftritt als „Dracula" wird ein Erfolg und Mandy schnuppert das erste Mal Bühnenluft. Die Zehnjährige ist entzückt, aber ihre Bodenständigkeit schützt sie davor abzuheben. Als die österreichische Kinder-Castingshow „Kiddy Contest" an ihrer Schule Werbung macht, ist es wieder der Lehrer, der kurzerhand die Anmeldung ausfüllt, weil sie sich partout weigert. Als die Nachricht kommt, dass sie nicht nur angenommen, sondern direkt in der nächsten Runde ist, ist das zurückhaltende Mädchen vor allem davon beeindruckt, dass jemand so an sie geglaubt hat. Und der Pädagoge behält recht: Sie gewinnt und es folgen Auftritte u.a. bei „Tabaluga TV" und „1, 2 oder 3". Ihre Erdung bilden der liebevolle und gleichzeitig relativ strenge italienische Vater; die Mutter, früher selbst Turnerin, die Mandys Ehrgeiz in die richtigen Bahnen lenkt und der ältere Bruder, der sich zwar für die Schwester, aber überhaupt nicht für den „ganzen Rummel" interessiert. Gelassenheit und Vertrauen machen ihr Umfeld aus und prägen Mandy bis heute. Deswegen fällt es ihr nicht schwer, das erste Angebot für einen Plattenvertrag auszuschlagen. Ihre Eltern sagen ab, weil sie finden, dass nun die Schule im Vordergrund stehen muss und der Teenager stimmt zu. Weil Mandy überzeugt ist: „Ich werde Sängerin, wenn ich erwachsen bin."

Mandy ist sechzehn, als sie zum ersten Mal selbst einen Anmeldebogen ausfüllt – es ist der für das Casting bei „Popstars". Durch Höhen und Tiefen avanciert sie zum Publikumsliebling und wird neben Senna Guemmour und Bahar Kizil in die Band Monrose gewählt. Eine Zeit, die Mandy als „wunderbar" bezeichnet, weil die Gruppe perfekt harmoniert. Sie teilen die Ansicht, dass mit dem Sieg die Arbeit eigentlich erst anfängt und genau das hat Monrose zu dem gemacht, was sie waren: eine Girlband, die sich ihren überwältigenden Erfolg redlich verdient hat. Im Laufe der fünf Jahre entwickeln sich die Mädchen zu jungen Frauen und der Moment, an dem jede einzelne aus der ‚Band-WG' in eine eigene Karriere ziehen muss, wird absehbar. Die Trennung erfolgt in vollem Bewusstsein und aller Freundschaft – Mandy weiß, dass ihre Zeit jetzt reif ist. Das erste Mal spürt sie, dass sie von nun an auf sich selbst gestellt ist, als sie – am Knöchel operiert und auf Krücken – den roten Teppich beim Echo 2011 betritt. Sie ist nervös und findet, dass sie ‚schrecklich' aussieht, aber sie fühlt eines ganz deutlich:

„Okay, Mandy, jetzt geht's um was."

In diesem Moment erlebt nicht nur die Solosängerin Mandy Grace Capristo ihre Feuertaufe, sondern auch die Geschäftsfrau in ihr. Sie unterschreibt ihre ersten eigenen Verträge und achtet dabei darauf, dass sie den Überblick behält. Sie lässt sich in alle Entscheidungen einbeziehen, gibt jedes Bild von sich selbst frei und kümmert sich akribisch um ihre digitalen Präsenzen. Nicht aus Misstrauen, sondern weil sie schlicht genaue Vorstellungen davon hat, wie ihr weiterer Weg als Künstlerin aussehen soll.

Zum Beispiel auf ihrem Solodebüt, das Anfang 2012 veröffentlicht werden wird. Während zu Zeiten von Monrose im Studio noch viel mit Stimmverzerrern gearbeitet wurde, hat Mandy solche Effekte für sich auf ein Minimum reduziert. Sie möchte, dass die Stimme im Vordergrund steht – pur und natürlich. Deswegen hat sie die Stücke für ihr Album sorgsam ausgewählt und sich jeden einzelnen Song selbst ausgesucht. Auch in die dazugehörigen Texte mischt sie sich ein, wenn sie nicht zu ihr passen – denn, dass sie hinter ihnen stehen kann, ist ihr besonders wichtig. Sie hat Prinzipien und findet, dass z.B. Lyrics über ‚One-Night-Stands' in ihrem Repertoire nichts zu suchen haben. Da ist sie ganz klar.

Übrigens genauso, wie sie sich beim FHM Shooting 2010, nachdem man sie zur „Sexiest Woman in the World" wählte, durchgesetzt hat und kein einziges Bild in Unterwäsche machen ließ. Anders als manche ihrer Kolleginnen braucht Mandy den Ruhm nicht um jeden Preis. „Ich würde nie über Leichen gehen, in kein Dschungelcamp einziehen. Wenn es eines Tages kein Interesse mehr geben sollte, dränge ich mich den Menschen nicht auf. Ich würde ich mir sagen: ‚Mandy, du hattest deine Zeit.'". Wenn man der jungen Frau zuhört wird deutlich: Trotz aller Preise und Komplimente ist sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden geblieben. Erfolg schreibt sie nicht nur vorhandenem Talent zu, sondern sie weiß, dass auch Glück und Timing dazugehören. Letzteres ist auch im Spiel, als sie mitten im Urlaub die Nachricht bekommt, dass Peter Maffay sie als „Lilli" in der neuen „Tabaluga"-Produktion engagieren will. Auf Empfehlung eines früheren Produzenten hatte sie ein Demo eingesungen und prompt überzeugt – übrigens ohne, dass bekannt war, dass sie als Kind in der gleichnamigen Sendung war. Die Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Kollegen gelingt grandios – zu sehen u.a. in der TV-Show „Wetten, Dass ..?" im Oktober 2011.

Aber eigentlich kann man die besondere Persönlichkeit von Mandy Grace Capristo auch anhand einer nahezu märchenhaften Geschichte nachvollziehen. Angeregt durch einen Film, schreibt die damals Elfjährige am 18.12.2001 eine Wunschliste für ihr Leben. Darin hält sie unter anderem fest: Erfolg als Sängerin, ein cremefarbener Mini und der Familie ein Haus bauen. Mit nur einundzwanzig Jahren hat sie all das schon erreicht und ist dennoch kein bisschen selbstzufrieden. Im Gegenteil: Für die faszinierende junge Frau geht es erst richtig los – als Solokünstlerin zu überzeugen steht heute ganz oben auf ihrer Liste.

Typisch Mandy.